Städtebau | Die bestehende Dorfstruktur wird mit den neuen Quartieren unter atmosphärischen, materiellen, nutzungs- und sozialen Aspekten im Sinne einer übergeordneten Gemeinschaft verwoben. Dies reicht bis hin zu Kleingruppengemeinschaften, den sogenannten „Schollen“.
Um dies zu erreichen wird ein neuer Platzverbund unter einem ganzheitlich integrativen Konzept erzeugt und räumlich verbunden, beginnend mit dem „Kirchplatz“, flankiert von introvertierten Wohnschollen, die in den bestehenden Grünflächen angesiedelt sind und grüne Gemeinschaftsbinnenräume bieten. Diese verdichtete und neu geordnete Ortsmitte erinnert an historische Arbeitersiedlungen und wird durch den „Kirschweg“ atmosphärisch ergänzt, welcher schließlich zum neuen Quartiersplatz führt. Dieser zentrale Aufnahme- und Verteilpunkt ist markiert durch ein hölzernes gemeinschaftliches Gebäude.
Vom Quartiersplatz erstreckt sich eine gabelförmige Erschließung südlich in das „Schollenquartier“, welches dem dörflichen Gemeinschaftsgedanken folgt und zwischen der östlich verlaufenden Iller und der westlich angrenzenden Binnenparklandschaft liegt. Nördlich verbindet die Erschließung das historische „Strukturquartier“, ein zeitgenössisches Wohnquartier mit industriellem Charme. Ein Wasserbecken mit schwimmenden Pflanzeninseln erinnert an den historischen Kanalverlauf und wird nördlich und südlich durch präzise platzierte Holzbauten sowie das sogenannte Haus 11 als kulturelles und gastronomisches Zentrum begrenzt, welches als weithin sichtbares Landmark dient.
Im Norden wird das neue Gesamtquartier durch die Ergänzung individueller Gebäudestrukturen auf dem Hochplateau abgerundet. Eine perlenschnurartige Villenstruktur am Böschungsfuß mit direkter Parkanbindung folgt dem „Schollengedanken“ und wird durch eine nord-süd verlaufende Auffahrtsallee erschlossen. Die historischen Direktoren- und Beamtenwohnhäuser fügen sich in ein neues, raumbildendes Ensemble ein.
Strukturquartier | Die Schönheit und Strenge der physischen Baustruktur, die entwickelt wurde, um hohe Lasten zu tragen, wird bewahrt. Die atmosphärische Dichte des industriellen Denkmals bleibt erhalten, während es als Hintergrund für zeitgenössisches Leben dient. Neue Fassaden umhüllen die Strukturen, um den atmosphärischen und technischen Anforderungen der neuen Nutzung gerecht zu werden.
Schollenquartier | Ein dem industriellen System angelehnter Schottenbau wird gemeinschaftlich auf im Parkraum situierten Schollen verankert, mit direktem Zugang zum Park bzw. zu den Illerauen. Dabei wird auf größtmöglichen Intimbereich, sowohl im Inneren als auch im individualbegrenzten Außenbereich, nicht verzichtet.
Appartementhaus, Gemeinschaftshaus | Strukturalismus in Holz als atmosphärisch und haptisches Material steht im Gegensatz zu den industriellen Oberflächen von Beton und Stahl. Das Appartementhaus erweitert sich baumkronenartig in den ansteigenden Geschossen am Böschungsfuß des Illerauenraumes, schließt das „Strukturquartier“ nach Norden ab und schafft eine windmühlenartige Schichtung des Gemeinschaftshauses mit Saal und Kita/Kiga-Nutzung. Grundrisslich und in der Fassadensprache verbindet es strukturell die historischen Industriebauten mit den neuen „Schollenwohnbauten“.
Individualvillen | Gesockelte Villen mit direktem Parkzugang setzen die klassische Moderne fort. Diese schwer geerdeten Strukturen bilden eine neue Abfolge als nördlichen Parkabschluss und gleichzeitig herausgehobenen Quartiersauftakt, eingebettet in das Ensemble der torartig situierten ehemaligen Direktoren- und Beamtenhäuser.
Ökologisches Konzept | Eine zentrale Quartiersenergieversorgung durch Grundwassernutzung kombiniert mit Photovoltaik- und Solarenergienutzung fungiert als „grünes Herz“. Die rekultivierten, kontaminierten und baulich versiegelten Flächen werden durch Dach- und Gebäudekernbegrünungen aufgewertet. Ein Binnenparkraum als identitätsstiftende „grüne Lunge“ mit naturnaher und abstrakter Gewässerabfolge bietet Naherholungsbereiche und unterstützt den integrativen Gesamtentwurfsgedanken.
Erschließung und ruhender Verkehr | Die sternförmige Erschließung des fahrenden Verkehrs mit gezielter Parkierungsaufnahme nutzt die topografisch geeigneten industriellen Bestandsstrukturen. Ergänzt wird dies durch eine neue Tiefgaragenlösung unterhalb des „Strukturquartiersplatzes“, alle mit Tageslicht und natürlicher Belüftung. Freiflächenparkplätze an strategisch günstigen Orten dienen Kurzzeitparkern, während das Quartier verkehrsfrei bleibt und eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.
Südlich, im Bereich des „Schollenquartiers“, befinden sich eingegrabene Freiflächenparkplätze direkt den Schollen zugeordnet. Besucherparkplätze im Wohnstraßenraum und Nebenhäuser als überdachte Kleinparkgaragen gliedern die Straßen- und Platzabfolge. Ein vielschichtiges Fußwegenetz verbindet den „Kirchplatz“ mit dem „Schollenwegenetz“ der „Wohnschollen“ über den erhabenen „Kirschweg“, der als Aufenthalts- und Verweilraum dient. Es besteht eine direkte Anbindung an den „Weiherrundweg“, die Illerauen und den öffentlichen Illerradweg sowie an den „Gemeinschafts-“ bzw. „Strukturquartiersplatz“, der ein dichtes, identitätsstiftendes Vernetzungssystem darstellt.
TOPIC:
Transformation Of A Industrial Wasteland
LOCATION:
Waltenhofen, DE
YEAR:
2013
CLIENT:
Privater Investor
TYPOLOGY:
Commercial | Urban Design
STATUS:
Competition, 1st Price
No.155 | 2023
School for Timber and Design Garmisch-Partenkirchen
No.132 | 2016
Development Plan Mindelheim Tractor Museum
No.119 | 2014
Development Plan of Hospital Kempten
No.111 | 2013
Transformation Of The Haindl Paper Factory Site Waltenhofen
No.102 | 2012
IFEN Walmendinger Horn Cable Car Station
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